Lockout defekt? Dämpfer wippt? „Propedal“ zu schwach? It’s all about compression!

16 Apr 2018 | Dämpferklinik, Suspension Advanced, Suspension Help

Allmountain, Enduro und Super Enduro: Gerade in diesem Segment ist vielen Fahrern und Fahrerinnen die geschlossene Position der Druckstufe zu weich. Hier erfährst Du, was Du tun kannst.

Wenn Du mit Deiner Fahrwerks-Performance unzufrieden bist, kann das verschiedene Gründe haben: Verschleiß, Zusammenspiel zwischen Dämpfer und Rahmengeometrie oder einfach sehr individuelle Ansprüche ans Fahrwerk.

Wie war das gleich nochmal mit der Dämpfung? High Speed und Low Speed Compression, Propedal, Boost Valve, Beginning und Ending Rebound und und und….kompliziert… Das Thema ist komplex, aber auch reizvoll. Hinzu kommt, dass jeder Hersteller eigene Bezeichnungen benutzt. Wir geben hier einen anwendungsbezogenen Einblick in die Druckstufendämpfung – unabhängig davon, von welchem Hersteller das Federbein ist. Dafür haben wir uns an den Problemen orientiert, mit denen sich Mountainbiker immer wieder an uns wenden. Weitere Fragen bitte gern an uns richten – wir freuen uns!

Beispiel: Fox Float RP 23 mit Propedal. Mit den Stufen 1,2 oder 3 kannst Du die Härte der Druckstufe in der geschlossenen Positin einstellen. Bei Stufe 3 sollte zwischen offener und geschlossener Position ein (deutlicher) Unterschied spürbar sein.

Beispiel: Rockshox Monarch plus RC3 mit rotem Rebound-Versteller und blauem Druckstufenhebel. Die Beshimmungen von Zug- und Druckstufe kann man am Aufkleber auf der Luftkammer ablesen: Rebound Tune M, Compression Tune L.

Dämpfung – Basics

  1. Die Dämpfung ist nicht die Federung
  2. Die Dämpfung gibt die Charaktersitik vor, mit der Dein Federelement sich beim Ein- oder Ausfedern bewegt
  3. Ausfedern = Zugstufe = Rebound
  4. Einfedern = Druckstufe = Compression (+ weitere herstellerspezifische Bezeichnungen wie Propedal, Lockout etc.)
  5. Die Dämpfungseigenschaften sind konstruktiv gegeben (z.B. durch das Shimstack), innerhalb des so vorgegebenen Bereichs kann man sie einstellen
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Mach‘ den Check:
Kann man bei deinem Dämpfer die Druckstufe bzw. Compression, Lockout oder Propedal härter machen?

Ja und Nein – so leider die ambivalente Antwort. Ein bisschen genauer geht’s natürlich schon. Wir geben im folgenden ein paar Anhaltspunkte zur groben Orientierung. Bei Nachfragen und Spezialfällen gerne über unser Kontaktformular melden.

Service

Trifft etwas davon auf deinen Dämpfer zu? Nach einem Komplett-Service wird die Druckstufe wieder kräftig genug sein:

  • Im Neuzustand bzw. nach dem letzten Service war die Dämpfung richtig gut.
  • Zugegebenermaßen: Ich fahre den Dämpfer schon 1,2 Jährchen…
  • Der Dämpfer schmatzt [Siehe unseren Blog-Artikel dazu] oder es ist vielleicht sogar Dämpfungsöl ausgetreten?

Tuning

Mit einem Tuning lässt sich die Druckstufe evtl. Deinen Vorstellungen anpassen, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:

  • Ich habe meinen Dämpfer nachgerüstet: Es ist das richtige Modell (z.B. Rockshox Monarch Super Deluxe) und die richtige Luftkammer (z.B. Debon Air), aber nicht die gleiche Beshimmung (z.B. Rebound Tune M/Compression Tune L) wie vom Bike-Hersteller empfohlen.
  • Ich bin vom Körpergewicht her deutlich leichter oder schwerer als der Durchschnitt.
  • Mein Dämpfer ist ein Fox Float RP 23 oder Fox Float CTD mit Boost Valve.

Spezielle Beratung

Die letzte Möglichkeit: Du solltest Dich eingehend zu Modifikationen oder einem neuen Dämpfer beraten lassen wenn folgendes passt:

  • Ich möchte einen komplett blockierenden Lockout, habe aber ein Dämpfer-Modell, bei dem das konstruktiv nicht vorgesehen ist.
  • Ich habe meinen Dämpfer nachgerüstet: Es ist das richtige Modell (z.B. Rockshox Monarch Super Deluxe), aber nicht die gleiche Beshimmung (z.B. Rebound Tune Mid/Compression Tune Low) und die gleiche Luftkammer wie vom Bike-Hersteller empfohlen.

Was ist das Boost Valve an meinem Fox Float?

Dieser Fox Float hat ein Boost Valve Tune von 200 psi. Meistens befindet sich auf der Luftkammer der Hinweisaufkleber:

Beim sogenannten Boost Valve handelt es sich ein druckabhäniges Ventil (in diesem Falle von Fox Racing Shox), das zusätzlich zur regulären Druckstufendämpfung arbeitet. Solche und ähnliche Ventile gibt es auch von anderen Herstellern, z.B. SPV von Manitou.

Das Boost Valve öffnet bei einem starken Stoß (boost), bei weichen und kleinen Stößen bleibt es geschlossen.
Warum das? Wenn Du Deinen Dämpfer brauchst, bei Drops, Sprüngen oder Abfahrten, ist Dein Fahrwerk dafür bereit, unterstützt Dich und lässt Dich in den kritischen Situationen weich landen. In Situationen, in denen das Einfedern eher unerwünscht ist, wie z.B. beim Pedalieren in der Ebene oder bergauf, bleibt das Ventil geschlossen und die Druckstufendämpfung eher hart.

Das Auslösemoment des Ventils wird durch den Stickstoffdruck (Boost Valve Tune, angegeben in psi) modifiziert. Die jeweiligen Tunes werden passend zur Rahmengeometrie vom Hersteller ausgesucht. Manchen Mountainbikern bevorzugen eine etwas härtere Druckstufe – der Boost Valve-Tune lässt sich zum Glück leicht anpassen!

Shimstack-Tuning

Generell ist davon auszugehen, dass Bike-Hersteller sich bei der Auswahl von Dämpfer und dessen Beshimmung was dabei gedacht haben. Wir raten deshalb, zunächst einen Komplett-Service evtl. mit kleineren Anpassungen zu machen. Die Vielfalt der unterschiedlichen Hinterbaugeometrien führt nämlich dazu, dass die Performance von ein und desselben Dämpfers im Ergebnis sehr unteschiedlich sein kann. Ein Shimstack-Tuning ist auch eine gute Möglichkeit, sollte aber vorher gut abgesprochen sein. Das Ändern der Beshimmung zeigen wir an einem Beispiel in einem anderen Blog-Artikel zu Shimstack-Tuning.